Ein Kommentar und mein persönliches Fazit zur digitalen Kompetenz in Verwaltungsräten von Schweizer KMU.
Die BDO veröffentlicht alle drei Jahre eine Studie zur Struktur und den Honoraren in Verwaltungsräten Schweizer KMU. In der Ausgabe 2020 speziell interessant ist das Sonderthema «Digitalisierung». Das Ergebnis ist für mich wenig überraschend, bestätigt jedoch meinen persönlichen Eindruck im KMU-Umfeld.
Ich möchte hier einige Themen aus der Studie kurz aufnehmen und meine Sicht schildern.
«Erstaunlich, dass im Verwaltungsrat die Kompetenz in Bezug auf die Digitalisierung nur eine untergeordnete Rolle spielt.»
Der Grossteil der befragten Verwaltungsratspräsidenten stufen die Digitalisierung als Kompetenz im Verwaltungsrat anscheinend als «gar nicht wichtig» oder «weniger wichtig» ein. Im Durchschnitt wird gerade mal ein Wert von 0,8 erreicht.
Die Datenerhebung der Studie wurde noch vor der COVID-19 Pandemie abgeschlossen. Es ist anzunehmen, dass sich Corona eher als Treiber für die Digitalisierung zeigen wird. Ich gehe aber wiederum davon aus, dass sich die Bemühungen zur Digitalisierung im Jahr 2020 auf die Arbeitsplätze und die Möglichkeit für Homeoffice und späteres mobiles Arbeiten konzentrieren. Wichtige Themen wie die Geschäftsmodell-Innovation und Digitalisierung dürften davon eher weniger profitiert haben. Diese waren jedoch bis anhin schon nicht auf der Prioritätenliste der digitalen Entwicklung von KMU.
«Am häufigsten digitalisiert werden interne Prozesse, am seltensten die Geschäftsmodelle.»
Die Studie zeigt auch, welche Bereiche am häufigsten digitalisiert werden. Mit einem Wert von 1,7 sind hier die internen Prozesse die Anführer. Für mich wenig erstaunlich, da in diesem Punkt der Rückstand oft am augenscheinlichsten ist. Auffallend ist hingegen die Digitalisierung der Geschäftsmodelle. Da wo das Thema auf strategische Ebene rückt, wird der Wert mit 0,6 deutlich tiefer. Ebenfalls überraschend ist der niedrige Wert von durchschnittlich 1 im Bereich der Kundeninteraktion.
«Unternehmen mit digitaler Kompetenz im VR weisen auch eine höhere digitale Reife auf.»
Auffallend ist, dass Verwaltungsräte, welche die Kompetenz in Bezug auf die Digitalisierung als «wichtig» oder «sehr wichtig» einstufen, in der Gesamtumsetzung auch wesentlich weiter fortgeschritten sind. Diese liegen bei einem Wert von mindestens 1,4. Die Verwaltungsräte, welche es als weniger wichtig einstufen, lediglich bei einem Wert zwischen 0,6 und 1,2.
Diese Tatsache zeigt, dass die Kompetenz im Verwaltungsrat eine wesentliche Auswirkung auf den digitalen Reifegrad der Unternehmung hat.
Fazit
Obwohl die Digitale Transformation ein strategisches Thema sein muss, ist es nur in wenigen KMU im Verwaltungsrat angekommen. Es ist selbstverständlich so, dass schlussendlich die Umsetzung in der Organisation gemacht werden muss. Da die Denkweise in der operativen Führung oft aber schon wesentlich fortgeschrittener ist als auf strategischer Ebene, müsste ein Umdenken im Verwaltungsrat stattfinden. Die digitale Kompetenz im VR soll nicht umsetzungsbezogen sein, aber Optionen in der digitalen Welt müssen gesehen, verstanden und beauftragt werden.
Benötigen Sie Unterstützung zu digitalen Themen in Ihrem Verwaltungsrat? Ich stehe Ihnen gerne als Coach oder Beirat zur Verfügung.
Links zum Thema
- Video-Interview: Digitale Kompetenz im KMU-Verwaltungsrat – Link
- Digitalisierung – mit dieser Kompetenz in Ihrem Verwaltungsrat zum Erfolg – Link
- Die vollständige BDO Verwaltungsratsstudie 2020 kann hier bezogen werden.
Quelle: BDO-Verwaltungsratsstudie 2020